Alles neu macht der Mai...
Liebe LeserInnen,
unsere Autorin Helene Henke schildert euch heute ihre Eindrücke zu einem Roman.
Lady’s Lit mal anders – Vom Vampir zum Zombie
Von Helene Henke
http://www.amazon.de/Die-Zombies-Roman-Thomas-Plischke/dp/3492267467/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=books&qid=1272030392&sr=1-1
„Gemeinsam sanken sie zum Grund des Beckens, wo Lily erfuhr, dass die Toten nicht anders liebten als die Lebenden.“ (Zitat aus „Die Zombies“)
Wow! Das war der Schlüsselsatz, der mich endgültig in den Bann gezogen hat, obwohl ich bereits voller Eindrücke war. Wohlgemerkt. Aber an dieser Stelle, juckte es mir in den Fingern. Ich hätte die Szene zu gerne weiter ausgeführt … ;-)
Thomas Plischkes „Die Zombies“ haben mich schon von Anfang an neugierig gestimmt. Schließlich mein erstes Buch über die bekannten Untoten, wenn auch bei weitem nicht die erste Begegnung im übertragenen Sinn. Schon der Klappentext verspricht eine andere Sichtweise und tatsächlich gibt es in der Story nicht nur Zombies die dumm, grausam oder feindselig sind. Schon allein die Erzählweise aus Lilys Perspektive, mit ihren Empfindungen bei der „Umwandlung“, war für mich absolut neu und vor allem neugierig machend.
Gut, in Filmen hat man ein paar Mal versucht, Zombies mit einem Rest von Menschlichkeit, bzw. Verstand darzustellen. Ich glaube „Dawn of the Dead“ war der Vorreiter, mit diesem Leitzombie, der wusste, dass er seine wankenden Konsorten durch ein Wasser führen konnte, da sie ja nun mal nicht mehr atmeten. Auf jeden Fall gab es in der französischen Verfilmung „Mutants“ einen infizierten Ehemann, der fast bis zum Schluss einen klitzekleinen Rest von sozialem Verhalten zeigte. Im neusten Zombiestreifen „Daybreaker“ o.ä., soll es ähnlich zugehen. Leider kommt der Film nicht in die Kinos, sondern direkt auf DVD. Gespannt bin ich dennoch …
Zurück zum Buch. Wir springen zu Alice und Ben, zwei Teenager in einem abgelegenen Dorf in Schottland. Die Lebensweise dort erinnert ein wenig an „The Village“. Noch habe ich kaum eine Vorstellung, was mich erwartet und bin sehr gespannt. Genau das ist der Punkt, der dieses Buch für mich besonders unterhaltsam macht. Zu meiner großen Überraschung, denn dazu muss gesagt werden, dass ich kein Freund von Thrillern bin. Verschiedene parallel laufende Handlungsstränge, Fäden die am Ende zusammen gefügt werden und alle anderen Techniken, die dem Spannungsaufbau dienen, machen mich nervös. Dazu fehlt mir die Geduld. Hier war es seltsamerweise anders. Äußerst unterhaltsam war es, zu erfahren, wie männliche Kollegen eine Kreatur gesellschaftsfähig machen, die für gewöhnlich nur Abscheu in uns hervorruft. Sogar einen Zombie mit Charme zu schaffen?
Nachdem ich das erste Mal aus meinem Lesefluss gerissen wurde und grummelnd zur Kenntnis nahm, dass nun ein zurückliegendes Interview im typisch, sachlichen Stil die nächsten Seiten füllte, musste ich doch schnell feststellen, wie sehr mir diese eingeschobenen „Fachberichte“ gefielen. Es machte die Geschichte authentisch, auch wenn ich mich jedesmal freute zu Lily zurückkehren zu dürfen.
Lily ist eine besondere Protagonistin, finde ich, auch wenn ich sie mir ständig so vorstelle, wie das Mädel auf dem Cover. Das Lily eine junge Schwarze ist, musste ich mir ausdrücklich vor Augen führen. Es war äußerst interessant der jungen Doktorandin bei den Nachforschungen über den weltweit verbreiteten Mythos der lebenden Toten zuzuschauen. Dazu kam ihre lockere Liebschaft zu dem vermeintlich langweiligen Gottlieb. Ich meine, Gottlieb! Schon der Name erzeugt ein Gähnen und als dann der nächste Perspektivenwechsel anstand, in dem es genau um diesen jungen Mann gehen sollte, dachte ich nur „Och, nicht doch.“
Naja, ich konnte ja nicht ahnen, dass Gottlieb der Spross einer Industriellenfamilie ist, die sich als Initiator eines äußerst mysteriösen Unternehmens erweisen sollten. Dass Gottlieb nicht durch Zufall mit Lily befreundet war, versteht sich quasi von selbst.
Dann wäre da noch Victor, nicht der Familienhund, der andere ;-), der geheimnisvolle Fremde. Obwohl man sofort ahnt, um was es sich bei Victor handelt, zumal er bei der ersten Begegnung mit Lily dünne Scheiben rohes Fleisch verzehrt, die er wie selbstverständlich in einem Lunchpaket mit sich trägt, und bei dem man nicht wirklich an Carpaccio denkt. Trotzdem erliegt man als Leser, ebenso wie Lily, sofort seinem Charme, weil er kultiviert auftritt wie ein Gentleman aus längst vergangenen Zeiten. So hat es die erste Verabredung der beiden natürlich in sich. Wunderbar die Idee mit dem umfunktioniertem Schwimmbad als Showspektakel der besonderen Art. Als Lily ahnungslos dort hinein klettert, kann einen schon das Grauen überkommen. Das war sie wieder, die Assoziation mit dem klassischen Zombie. Verständlich, denn schließlich darf die dunkle Seite jedweder Kreatur nicht fehlen.
Wie ich selbst in meinen Romanen eine Welt erschaffen habe, in der Vampire allgegenwärtig sind und nicht nur im Verdeckten agieren, haben Thomas und Ole eine Welt kreiert, in der der Mythos Zombies überhaupt keiner ist. Dabei bedienen sie sich einem geschickt ausgeklügelten Handlungsstrang, der ständig für Spannung sorgt und den Leser auf abwechslungsreiche Weise völlig gebannt hält. Dafür schätze ich das Buch, weil es mich mit einer Erzählweise absolut unterhält und begeistert, die ich so nicht schreiben würde/könnte. Doch eine andere Lebensform, die bislang nur düster und grausam dargestellt wurde, von einer anderen Seite zu beleuchten, ist nicht nur eine Frage der Toleranz gegenüber Andersartigkeit. Es ist eine Möglichkeit, Figuren aus der eindimensionalen Schablone zu befreien und sie dem Leser außerhalb der fest verankerten Vorstellung zu präsentieren. Ich finde diesen neuen Blickwinkel durchaus erhellend. Natürlich sollte ein Mindestmaß an Interesse an verschiedenen Gestalten des Genres Fantasy vorhanden sein. Wovon ich ausgehe, denn sonst bestünde kein Grund ein Buch über Zombies, Vampire, Werwölfe oder Gestaltwandler zur Hand zu nehmen.
Nach gut zwei Dritteln hatte das Buch bei mir voll gepunktet. Auch beim Weiterlesen hat sich daran nichts geändert. Es wurde noch besser …
Doch schon zu Beginn der Story, war ich voller Eindrücke, hatte einige emotionale Auswirkungen hinter mich gebracht, von Übelkeit (gehört dazu ;-)) bis zu einem Albtraum. Keineswegs Gründe für mich, das Buch beiseite zu legen. Auf keinen Fall. Viel mehr zeigt es, dass die Story mir wahrlich unter die Haut geht. Mein Kompliment.
Auf jeden Fall bin ich begeistert von „Die Zombies“. Ein spannender Ausflug in ein anderes Genre. Ich bin sehr gespannt, wie es weiter gehen wird.
Herzlichst
Helene Henke
Einen schönen 1. Mai wünscht euch Andromache!
unsere Autorin Helene Henke schildert euch heute ihre Eindrücke zu einem Roman.
Lady’s Lit mal anders – Vom Vampir zum Zombie
Von Helene Henke
http://www.amazon.de/Die-Zombies-Roman-Thomas-Plischke/dp/3492267467/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=books&qid=1272030392&sr=1-1
„Gemeinsam sanken sie zum Grund des Beckens, wo Lily erfuhr, dass die Toten nicht anders liebten als die Lebenden.“ (Zitat aus „Die Zombies“)
Wow! Das war der Schlüsselsatz, der mich endgültig in den Bann gezogen hat, obwohl ich bereits voller Eindrücke war. Wohlgemerkt. Aber an dieser Stelle, juckte es mir in den Fingern. Ich hätte die Szene zu gerne weiter ausgeführt … ;-)
Thomas Plischkes „Die Zombies“ haben mich schon von Anfang an neugierig gestimmt. Schließlich mein erstes Buch über die bekannten Untoten, wenn auch bei weitem nicht die erste Begegnung im übertragenen Sinn. Schon der Klappentext verspricht eine andere Sichtweise und tatsächlich gibt es in der Story nicht nur Zombies die dumm, grausam oder feindselig sind. Schon allein die Erzählweise aus Lilys Perspektive, mit ihren Empfindungen bei der „Umwandlung“, war für mich absolut neu und vor allem neugierig machend.
Gut, in Filmen hat man ein paar Mal versucht, Zombies mit einem Rest von Menschlichkeit, bzw. Verstand darzustellen. Ich glaube „Dawn of the Dead“ war der Vorreiter, mit diesem Leitzombie, der wusste, dass er seine wankenden Konsorten durch ein Wasser führen konnte, da sie ja nun mal nicht mehr atmeten. Auf jeden Fall gab es in der französischen Verfilmung „Mutants“ einen infizierten Ehemann, der fast bis zum Schluss einen klitzekleinen Rest von sozialem Verhalten zeigte. Im neusten Zombiestreifen „Daybreaker“ o.ä., soll es ähnlich zugehen. Leider kommt der Film nicht in die Kinos, sondern direkt auf DVD. Gespannt bin ich dennoch …
Zurück zum Buch. Wir springen zu Alice und Ben, zwei Teenager in einem abgelegenen Dorf in Schottland. Die Lebensweise dort erinnert ein wenig an „The Village“. Noch habe ich kaum eine Vorstellung, was mich erwartet und bin sehr gespannt. Genau das ist der Punkt, der dieses Buch für mich besonders unterhaltsam macht. Zu meiner großen Überraschung, denn dazu muss gesagt werden, dass ich kein Freund von Thrillern bin. Verschiedene parallel laufende Handlungsstränge, Fäden die am Ende zusammen gefügt werden und alle anderen Techniken, die dem Spannungsaufbau dienen, machen mich nervös. Dazu fehlt mir die Geduld. Hier war es seltsamerweise anders. Äußerst unterhaltsam war es, zu erfahren, wie männliche Kollegen eine Kreatur gesellschaftsfähig machen, die für gewöhnlich nur Abscheu in uns hervorruft. Sogar einen Zombie mit Charme zu schaffen?
Nachdem ich das erste Mal aus meinem Lesefluss gerissen wurde und grummelnd zur Kenntnis nahm, dass nun ein zurückliegendes Interview im typisch, sachlichen Stil die nächsten Seiten füllte, musste ich doch schnell feststellen, wie sehr mir diese eingeschobenen „Fachberichte“ gefielen. Es machte die Geschichte authentisch, auch wenn ich mich jedesmal freute zu Lily zurückkehren zu dürfen.
Lily ist eine besondere Protagonistin, finde ich, auch wenn ich sie mir ständig so vorstelle, wie das Mädel auf dem Cover. Das Lily eine junge Schwarze ist, musste ich mir ausdrücklich vor Augen führen. Es war äußerst interessant der jungen Doktorandin bei den Nachforschungen über den weltweit verbreiteten Mythos der lebenden Toten zuzuschauen. Dazu kam ihre lockere Liebschaft zu dem vermeintlich langweiligen Gottlieb. Ich meine, Gottlieb! Schon der Name erzeugt ein Gähnen und als dann der nächste Perspektivenwechsel anstand, in dem es genau um diesen jungen Mann gehen sollte, dachte ich nur „Och, nicht doch.“
Naja, ich konnte ja nicht ahnen, dass Gottlieb der Spross einer Industriellenfamilie ist, die sich als Initiator eines äußerst mysteriösen Unternehmens erweisen sollten. Dass Gottlieb nicht durch Zufall mit Lily befreundet war, versteht sich quasi von selbst.
Dann wäre da noch Victor, nicht der Familienhund, der andere ;-), der geheimnisvolle Fremde. Obwohl man sofort ahnt, um was es sich bei Victor handelt, zumal er bei der ersten Begegnung mit Lily dünne Scheiben rohes Fleisch verzehrt, die er wie selbstverständlich in einem Lunchpaket mit sich trägt, und bei dem man nicht wirklich an Carpaccio denkt. Trotzdem erliegt man als Leser, ebenso wie Lily, sofort seinem Charme, weil er kultiviert auftritt wie ein Gentleman aus längst vergangenen Zeiten. So hat es die erste Verabredung der beiden natürlich in sich. Wunderbar die Idee mit dem umfunktioniertem Schwimmbad als Showspektakel der besonderen Art. Als Lily ahnungslos dort hinein klettert, kann einen schon das Grauen überkommen. Das war sie wieder, die Assoziation mit dem klassischen Zombie. Verständlich, denn schließlich darf die dunkle Seite jedweder Kreatur nicht fehlen.
Wie ich selbst in meinen Romanen eine Welt erschaffen habe, in der Vampire allgegenwärtig sind und nicht nur im Verdeckten agieren, haben Thomas und Ole eine Welt kreiert, in der der Mythos Zombies überhaupt keiner ist. Dabei bedienen sie sich einem geschickt ausgeklügelten Handlungsstrang, der ständig für Spannung sorgt und den Leser auf abwechslungsreiche Weise völlig gebannt hält. Dafür schätze ich das Buch, weil es mich mit einer Erzählweise absolut unterhält und begeistert, die ich so nicht schreiben würde/könnte. Doch eine andere Lebensform, die bislang nur düster und grausam dargestellt wurde, von einer anderen Seite zu beleuchten, ist nicht nur eine Frage der Toleranz gegenüber Andersartigkeit. Es ist eine Möglichkeit, Figuren aus der eindimensionalen Schablone zu befreien und sie dem Leser außerhalb der fest verankerten Vorstellung zu präsentieren. Ich finde diesen neuen Blickwinkel durchaus erhellend. Natürlich sollte ein Mindestmaß an Interesse an verschiedenen Gestalten des Genres Fantasy vorhanden sein. Wovon ich ausgehe, denn sonst bestünde kein Grund ein Buch über Zombies, Vampire, Werwölfe oder Gestaltwandler zur Hand zu nehmen.
Nach gut zwei Dritteln hatte das Buch bei mir voll gepunktet. Auch beim Weiterlesen hat sich daran nichts geändert. Es wurde noch besser …
Doch schon zu Beginn der Story, war ich voller Eindrücke, hatte einige emotionale Auswirkungen hinter mich gebracht, von Übelkeit (gehört dazu ;-)) bis zu einem Albtraum. Keineswegs Gründe für mich, das Buch beiseite zu legen. Auf keinen Fall. Viel mehr zeigt es, dass die Story mir wahrlich unter die Haut geht. Mein Kompliment.
Auf jeden Fall bin ich begeistert von „Die Zombies“. Ein spannender Ausflug in ein anderes Genre. Ich bin sehr gespannt, wie es weiter gehen wird.
Herzlichst
Helene Henke
Einen schönen 1. Mai wünscht euch Andromache!
andromache - 1. Mai, 07:49
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