Samstag, 6. Juni 2009

Historie & Nostalgie!

Liebe LeserInnen,

heute möchten wir euch einen interessanten historischen Debütroman vorstellen. Natürlich gibt es auch einen wieder zu gewinnen. Wer mitmachen will, schreibt bis zum 09.06.2009 eine E-mail an ladyslit@web.de, im Betrefffeld, wie üblich, den Titel ds Buches. Und vergesst nicht eure Adresse anzugeben. Wir drücken euch ganz fest die Daumen!

"Das Orakel von Paris" von Antonia Munoz, erschienen im Sieben-Verlag



Klappentext:

Paris im Jahr 1678. Die Stadt brodelt. Wahrsager, Schwarzmagier, Scharlatane und Giftmischer geben sich in den Salons der Aristokratie die Klinke in die Hand und zelebrieren an geheimen Orten schwarze Messen. Jeanne Meunier ist ein einfaches Mädchen aus dem Loiretal als sie nach Paris kommt, um dort ein neues Leben zu beginnen und die Vergangenheit zu vergessen. Durch die Hilfe ihrer Freunde, eines vor Bedenken triefenden Apothekers, einer Putzmacherin und nicht zuletzt ihres quengelnden Schutzgeistes Gabrielle, avanciert das junge Mädchen zu einer Sensation. Jeanne wird zur Geisterbeschwörerin, zum Sprachrohr der Toten. Ihre Séancen sind in aller Munde. Jeder, der auf sich hält, muss La Dame Rouge wenigstens einmal gesehen haben. Jeanne macht Furore, gelangt zu Ruhm und Vermögen. Doch ihr Erfolg entfacht Neid und trägt ihr die Feindschaft der Giftmischerin La Voisin ein. Der Generalleutnant der Polizei sucht nach Beweisen und will Jeanne als Hexe überführen. Und ihre Vergangenheit hat sie längst eingeholt. Von La Voisin in eine Falle gelockt, muss Jeanne um ihr Leben und ihre Liebe kämpfen.


Rezension:

>Nicht einen einzigen Flohstich konnte ich mein Lebtag vorweisen.<
Mit diesem ersten Satz beginnt der Roman um Jeanne Meunier. Unweigerlich frag man sich nach dem Grund für solche Unversehrtheit. Das Interesse ist geweckt und schon folgt man der Protagonistin durch eine von Lieblosigkeit und Arbeit geprägte Kindheit. Als Müllertochter wächst Jeanne zu einer jugendlichen Schönheit heran, nach der sich die Männer umdrehen. Gerade dieser vermeintliche Vorteil wird der blutjungen Frau zum Verhängnis. Dennoch scheint sich alles zum Guten zu wenden. Gäbe es nicht den Marquis de Saint-Fleur. Für ein anständiges Mädchen ziemt es sich nicht, sich einem Edelmann zu widersetzten, dem alles Land gehört. Und der Marquis hat an der hübschen, gerade fünfzehnjährigen Jeanne Gefallen gefunden.
Jeannes Leben gleicht einer Gratwanderung zwischen bürgerlicher Moralvorstellung und den Gelüsten liebestoller Männer, bei der sie selbst wenig Einfluss nehmen kann.
Im Jahr 1670 im ländlichen Ambray beginnend, führt der Roman 1678 nach Paris. Hier macht sich die Protagonistin ihre besondere Gabe zunutze, in Kontakt mit Verstorbenen treten zu können. Das Leben ist spannend, aber in vielerlei Hinsicht gefährlich. Noch immer finden Hexenverbrennungen statt. Giftmischer und Magier fühlen sich um einen Teil ihre Einnahmen betrogen. Jeanne begegnet der Liebe.
In Paris erlebt sie schließlich, zu welch leidenschaftlicher Hingabe Frau und Mann fähig sind, wenn wahre Gefühle sie verbinden.
Dieser Roman zeigt eindrucksvoll, wie schwer es für Frauen jener Zeit war, auf ihre Lebensgestaltung Einfluss zu nehmen.
Von Anfang an gelingt es der Autorin, den Leser mitzunehmen und stets Spannung zu erzeugen, die zum Weiterlesen drängt. Ihre Hauptperson Jeanne Meunier ist sympathisch, aber nicht fehlerlos. Trotz der Umstände bewahrt sie sich ihr kindliches Wesen und ihren Optimismus. Auch optisch kommt der Roman aufgrund seines ungewöhnlich großen Formats und des für historische Literatur typischen Cover sehr ansprechend daher. Ein Debütroman, der mich durchweg positiv überrascht hat. Es bleibt zu hoffen, dass die Autorin weitere Werke folgen lässt.

Die Rezension wurde von Manuela geschrieben.

Interview mit Antonia Munoz:

1. Liebe Antonia, worin lag für Sie der Reiz, gerade einen historischen Roman zu schreiben?

AM:Eindeutig in meinem Faible für die Vergangenheit. Mich haben Schriftsteller wie Dickens, Thackeray, Tolstoi oder Balzac und Zola immer stärker angezogen als Gegenwartsliteratur. Zudem gab es damals, als ich etwa 18 war, noch nicht die Menge an historischen Romanen, wie es sie heute gibt. Der Vorteil bei den älteren Schriftstellern lag für mich darin, dass mir das Gedankengut und die Wertvorstellungen damaliger Zeiten näher gebracht wurden, die mir historische Romane nicht in dieser Weise bieten konnten. Auch Theaterstücke sind da sehr aufschlussreich. Ich wollte einfach alles über die Menschen wissen, die vor mir lebten.

2. Historische Romane bedürfen ja etwaiger Recherchen. Wie lange haben Sie für das Orakel recherchiert?

AM:Es wäre gelogen, wenn ich jetzt behaupte, für das Orakel hätte ich mich vor einen Stapel Bücher gesetzt und mir alles Wissenswerte in einigen Wochen eingepaukt. Eine Recherche in dieser Form gab es nicht. Eher war es ein Wissen, das sich über Jahre angesammelt und verankert hat, so dass ich mich in dem geschaffenen Umfeld relativ sicher bewegen konnte. Das Barock, Ludwig XIV., der Skandal um die Giftmischerin La Voisin waren mir ein Begriff, lange bevor ich darüber schreiben wollte. Meine Recherchen während des Schreibens beschränkten sich auf Kleinigkeiten: exakte Jahreszahlen oder die Stadtaufteilung von Paris zu jener Zeit, und so fort. Wobei ich nicht immer im Auge behielt, was dem Leser an Authentizität angenehm ist. Ganz verblüfft war ich, als eine Freundin mir sagte: „Ich war jetzt in einem Museum, und dort hing ein Justaucorps. Jetzt weiß ich auch was ich mir darunter vorstellen muss.“ – Da kam mir schon der Gedanke, ob der Leser mit dem Ausdruck „Gehrock“ nicht besser bedient gewesen wäre.

3. Weshalb haben Sie sich gerade für dieses Zeitalter entschieden? Gab es da einen bestimmten Anlass oder eine Besonderheit?

AM:Im Barock beginnt der Mensch zwischen Gottglauben und Wissenschaft zu schwanken. Es fand eine Wandlung in den Köpfen der Menschen statt. Zusätzlich änderten sich für die großen Familien Frankreichs die äußerlichen Rahmenbedingungen. Der Sonnenkönig duldete keinen Einfluss außer seinem eigenen, er war ein absoluter Herrscher. Wer etwas erreichen wollte, musste an den Hof, dort auf die Gunst des Königs hoffen, sich präsentieren. Der Ehrgeiz, den manche dabei an den Tag legten, scheute vor Intrigen nicht zurück – bis hin zur Anwendung von Gift. Das war ein Nährboden für all diejenigen, die auf unterschiedliche Weise behaupteten, in die Zukunft blicken zu können. Mir bot es die Mixtur, die ich brauchte. Eine Giftaffäre, der Hang der Menschen zu Wunderwerken und Intrigen und eine Protagonistin aus dem Volk, die hineingerät in diesen Strudel. Ich hoffe, es ist mir gelungen, den Lesern auf unterhaltsame Weise ein wenig die Lebensart und Geist dieser Zeit nahezubringen.

4. Welche Tipps können Sie angehenden AutorInnen für das Schreiben von historischen Romanen mit auf den Weg geben?

AM:Tja, nur, weil ein Buch von mir veröffentlicht wurde, heißt es nicht, dass ich anderen etwas darüber vermitteln kann, aber ich versuche es gerne. Natürlich sollten AutorInnen historischer Romane über jederzeit abrufbares Wissen verfügen und nicht vor jeder Szene erst recherchieren müssen, ob Ihre Vorstellung davon überhaupt machbar ist. Das vereinfacht den gesamten Ablauf. Es ist nicht unbedingt hilfreich, sich auf ein Thema zu stürzen, das zwar heiß begehrt ist, von dem man aber sehr wenig weiß. Je mehr man mit einer Zeit vertraut ist, desto sicherer kann man darüber schreiben. Mir selbst hat Lesen viel geholfen, und ich kann nur den Tipp geben, kein Genre zu verschmähen, denn aus jedem kann man etwas mitnehmen, sogar aus dem Aufbau von Heftromanen, auch wenn viele darüber die Nase rümpfen mögen. Je größer die Bandbreite, die man sich aneignet – auch im Hinblick auf den eigenen Wortschatz - desto stärker das Fundament. Und ich möchte jedem raten, sich auch an die Klassiker heranzuwagen. Gerade AutorInnen im historischen Bereich schadet es nicht, sich mit den Schriftstellern der Zeiten auseinanderzusetzen, über die sie schließlich schreiben wollen.

5. Können die LeserInnen noch weitere Romane von Ihnen erwarten? Vielleicht in Kürze?

AM:Das ist noch offen. Verlage und wohl auch Leser setzen derzeit ihren Fokus auf Mittelalter und Deutschland, und mein Folgeroman im historischen Bereich hat es schwer, da er nicht in diese Sparte fällt. Zusätzlich wage ich meine ersten Schritte in ein neues Genre. Wohin diese führen, muss sich in den kommenden Monaten noch zeigen. Was das Orakel betrifft, so ist eine Leserunde im leserattenbuecherforum.de für den Juli geplant, an der ich teilnehme. Wer mehr darüber erfahren möchte, kann die Leserunde dort mitverfolgen.

6. Und die obligatorisch-private Frage, die wir AutorInnen gerne stellen: Was macht Antonia Munoz, wenn sie nicht schreibt? Welche Hobbys hat sie?

AM:Schreiben ist ja schon mein Steckenpferd und eine Leidenschaft, die viel Zeit braucht. Gelegentlich überkommt mich ein Ausbruch sportlicher Aktivität. Vieles andere, was ich sehr gerne mache, ins Kino gehen, mich mit Freunden treffen, kommt in letzter Zeit etwas zu kurz, aber ich arbeite daran, dass es nicht zu bleibt.

Lady`s Lit dankt der Autorin für das sympathische Interview.

Viele Grüße

Andromache

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